Dies ist der zweite Teil meiner kleinen Zusammenstellung über Schriftsteller, die auf tragische Weise – oft viel zu früh – den Tod fanden. Teil eins können Sie hier lesen.

Georg Heym wurde am 30. Oktober 1887 in Polen geboren. Sein Vater war Jurist, sehr jähzornig und autoritär. So kam für seinen Sohn Georg nur eine Juristenkarriere in Frage. Erst nach einigen Mühen bestand Georg Heym sein Abitur und nahm auf Wunsch des Vaters sein Jurastudium auf. Zunächst studierte er in Würzburg und Jena, um 1911 in Berlin die erste juristische Staatsprüfung abzulegen.

Heym schrieb bereits seit 1899 und führte ab 1904 Tagebuch. Trotzdem hat er wahrscheinlich nie in Erwägung gezogen, seinen Lebensunterhalt als Schriftsteller zu bestreiten. Jurist wollte er aber auch nicht werden. Denn nach dem Vorberietungsdienst nahm er Urlaub und schrieb sich im Orientalischen Seminar der Berliner Universität ein, um Dragoman (Dolmetscher und Reiseführer im Nahen Osten) zu werden. Zeitgleich bewarb er sich bei mehreren Regimentern um eine Stelle als Offiziersanwärter.

Leider kam es nicht mehr soweit. Am 16.1.1912 ertrank er in in Berlin beim Schlittschulaufen auf der Havel bei dem Versuch seinem Freund und Lyriker Ernst Balcke aus dem eingebrochenem Eis herauszuhelfen. Georg Heym gilt heute als einer der wichtigsten Lyriker des frühen literarischen Expressionismus.

Georg Heym
Georg Heym

Weil seine Stücke in Nazideutschland nicht mehr aufgeführt wurden, ging der Autor Ödön von Horváth nach Paris ins Exil. Es war Ende Mai 1938, als er sich dort als erstes mit dem deutschen Regisseur Robert Siodmak und dessen Frau in einem Café traf. Sie besprachen die geplante Verfilmung von Ödöns Werk „Jugend ohne Gott“. Als die drei aufbrachen, gabe es ein Gewitter. Das Ehepaar Siodmak wollte von Horváth mit ihrem Wagen mitnehmen.

Der ängstliche Schriftsteller lehnte mit der Bemerkung ab, Autofahren sei zu gefährlich. So ging er lieber zu Fuß. Auf der Aveny Marigny suchte er Schutz vor dem Regen unter einer alten Kastanie. Lieder schlug genau zu diesem Zeitpunkt ein Blitz in den Baum und Ödön von Horváth wurde von einem herabstürzendem Ast erschlagen. Diesen Tod hatte ihm zuvor eine Zigeunerin prophezeit. Ödön von Horváth wurde nur 36 Jahre alt.

„Ödön von Horváth“ von Anonym - Dieter Hildebrandt: Ödön von Horváth. Reinbek: Rowohlt 1975. S. 25.. Lizenziert unter CC BY-SA 3.0 über Wikimedia Commons - http://commons.wikimedia.org/wiki/File:%C3%96d%C3%B6n_von_Horv%C3%A1th.jpg#mediaviewer/File:%C3%96d%C3%B6n_von_Horv%C3%A1th.jpg
„Ödön von Horváth“ von Anonym – Dieter Hildebrandt: Ödön von Horváth. Reinbek: Rowohlt 1975. S. 25.. Lizenziert unter CC BY-SA 3.0 über Wikimedia Commons

Auch Jochen Klepper litt unter Repressalien der Nationalsozialisten: seine Frau war Jüdin und ihr sowie seinen beiden Töchtern drohten Ende 1942 die Deportation. Kurz zuvor war ein Ausreiseversuch seiner jüngsten Tochter ins rettende Ausland gescheitert.In der Nacht vom 10. auf den 11. Dezember 1942 beging die verzweifelte Familie Selbstmord. Gemeinsam nahmen sie sich mit Schlaftabeltten und Gas das Leben.

Jochen Klepper schrieb als letztes in sein Tagebuch: „Nachmittags die Verhandlung auf dem Sicherheitsdienst. Wir sterben nun – ach, auch das steht bei Gott – Wir gehen heute nacht gemeinsam in den Tod. Über uns steht in den letzten Stunden das Bild des Segnenden Christus, der um uns ringt. In dessen Anblick endet unser Leben.“ Familie Klepper fand ihre letzte Ruhestätte auf dem Friedhof Nikolassee in Berlin.

„Grab Familie Klepper Nikolassee“ von Jochen Jansen - Eigenes Werk. Lizenziert unter CC BY-SA 3.0 über Wikimedia Commons - http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Grab_Familie_Klepper_Nikolassee.jpg#mediaviewer/File:Grab_Familie_Klepper_Nikolassee.jpg
„Grab Familie Klepper Nikolassee“ von Jochen Jansen – Eigenes Werk. Lizenziert unter CC BY-SA 3.0 über Wikimedia Commons – http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Grab_Familie_Klepper_Nikolassee.jpg

Der russische Nationaldichter Alexander Sergejewitsch Puschkin und seine Frau Natalja lernten in Sankt Petersburg den frazösischen Offizier und Politiker Georges-Charles de Heeckeren d’Anthès kennen. Dieser heiratete Nataljas Schwester Katharina Gontscharowa, machte aber dennoch Natalja Puschkina den Hof. Durch seine aufdringlich zur Schau gestellte Verehrung für Puschkins Frau entstanden Gerüchte, die von ehelicher Untreue Nataljas sprachen.

Alexander Puschkin schrieb daraufhin einen beleidigenden Brief an den Adoptivvater Heeckeren, woraufhin d’Anthès seinen Schwippschwager Puschkin zum Duell forderte. Bei dem am 27. Januar 1837 ausgetragenen Pistolenduell wurde Puschkin durch einen Treffer in den Bauch schwer verletzt. Nach zwei Tagen erlag er  seiner Schussverletzung. D’Anthès wurde bei dem Waffengang nur leicht an Arm und Brust verletzt.

„Kiprensky Pushkin“ von Orest Adamowitsch Kiprenski - http://artportret.ru/?page=24. Lizenziert unter Gemeinfrei über Wikimedia Commons - http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Kiprensky_Pushkin.jpg#mediaviewer/File:Kiprensky_Pushkin.jpg
„Kiprensky Pushkin“ von Orest Adamowitsch Kiprenski

Der zum Schluß möchte ich noch den Todesfall von Friedrich Adolf Ebert (1791 -1834) erwähnen. Zwar war er kein Schriftsteller sondern „nur“ Bibliothekar und Bibliograph, doch weil sein Tod auch mit Büchern zu tun hat, möchte ich ihn hier ebenfalls erwähnen.

Der “König der Bibliothekare” genannte Friedrich Adolf Ebert war seit 1814 war er im Bibliothekswesen tätig. Ab 1823 war er Leiter der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel. Der Königlichen Öffentlichen Bibliothek in Dresden stand er ab 1825 bis zu seinem Tod am 13. November 1834 als Direktor vor. Ebert starb bei der Arbeit infolge eines Sturzes von einer Bücherleiter.

In seinem Allgemeinen bibliographischen Lexikon versuchte Ebert alle für die wissenschaftliche Arbeit bedeutenden Werke zu erfassen. Wegen ihrer gründlichen und sorgfältigen Erarbeitung gilt diese Bibliografie heute als Meilenstein.

Kennen Sie weitere tragische Todesfälle von Dichtern und Schriftstellern? Dann freue ich mich auf Ihre Kommentare zu diesem Artikel – vielleicht gibt es dann noch eine Forsetzung dieses Themas.