Farbbücher oder Buntbücher haben zwar wenig mit dem Antiquariat zu tun (ich hatte jedenfalls noch nie eines auf Lager), ich finde das Thema aber trotzdem interessant.
Ihren Namen haben diese Bücher von ihren jeweiligen farbigen Umschlägen. Sie werden von Regierungen herausgegeben und enthalten amtliche Zusammenstellungen von Dokumenten. Diese Dokumentensammlungen dienen der Orientierung über wichtige, oft außenpolitische Fragen beziehungsweise zur Rechtfertigung des eigenen politischen Verhaltens.
Dabei benutzt jeder Staat traditionell eine ganz bestimmte Farbe für den Umschlag. So gibt es:
- Blaubücher
in Griechenland, Großbritannien und Schweden
Großbritannien war 1624 das erste Land, dass ein Farbbuch veröffentlichte (das hätte ich doch mal gern in meinem Angebot). Noch heute werden dort alle Drucksachen des Parlaments als Bluebooks bezeichnet. - Blauweißbücher
in Finnland (ganz traditionell in den Faben der Nationalflagge) - Gelbbücher
in China und Frankreich - Graubücher
in Belgien, Dänemark und Japan - Grünbücher
in Brasilien, Bulgarien, Italien, Mexiko und Rumänien - Orangebücher
in den Niederlanden und Rußland (bis 1917) - Rotbücher
in Österreich, Spanien, Sowjetunion (ab 1917), zum Teil die USA.
Ein Rotbuch über den Moskauer Prozess verfasste 1936 Leo Sedow (Sohn von Leo Trotzki), um die Fälschungen der stalinistischen Schauprozesse zu entlarven. - Weißbücher
in Deutschland (erstmals gab es im Deutschen Reich 1876 ein Weißbuch), Polen, Portugal, einigen skandinavische Staaten und den USA (zum Teil)
In der Tradition dieser amtlichen politischen Dossiers wurden später und werden auch heute noch Farbbücher von Gruppen oder einzelnen Personen herausgegeben:
- das Braunbuch gegen Rechtsextremismus
- die Grünbücher (vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik, von der Bundesregierung als Vorbereitung für ein Weißbuch, von der Europäischen Union)
- das Blaubuch der Bestandsaufnahme national bedeutsamer Kultureinrichtungen
- die Schwarzbücher, die öffentlich Misstände darstellen (z.B. das Schwarzbuch des Bundes der Steuerzahler in Deutschland über die Verschwendung von Steuergeldern)
Technische Dokumentationen und Spezifikatioen (wie beispielsweise Software- und Computerhandbücher wie die IBM Redbooks) werden auch heute noch als Rotbücher bezeichnet, da sie ursprünglich einmal auf rotem Papier gedruckt wurden. Dies hatte einen praktischen Grund: schwarze Schrift auf rotem Papier ließ sich nicht fotokopieren. Ist das heute eigentlich noch immer so?