Wenn ich beim Duchblättern oder Katalogisieren meiner antiquarischen Bücher für mein Internet-Antiquariat „Die Bücher-Berg“ auf alte „Hinterlassenschaften“ eines Vorbesitzers stosse, bin ich immer fasziniert. Ganz besonders, wenn es sich dabei um eine alte Postkarte, einen Brief, einen Notizzettel oder ein Kalenederblatt handelt.

Heute war es wieder einmal soweit: in einem Exmplar der lippischen Landeskunde aus dem Jahr 1899 steckte eine interessante, historische Postkarte eines frühen Kunstfliegers (oder sollte ich besser sagen „Sturzpiloten?).

Postkarte mit Poststempel vom 3.11.1913
Postkarte mit Poststempel vom 3.11.1913

Mir sagte der Name Pégoud nicht wirklich etwas und weil ich ein unglaublich neugieriger Mensch bin, suchte ich nach Informationen über diesen damals scheinbar recht bekannten Mann. Dank Internet wurde ich auch schnell fündig.

Célestin Adolphe Pégoud wurde am 13. Juni 1889 in Monferrat (Isère) geboren. Seine Eltern waren einfache Bauern. Adolphe hatte aber scheinbar keine Lust auf Feldarbeit und Viehzucht. Kaum 18 Jahre alt, meldete er sich am 8. August 1907 zur Kavallerie. Seine 5 Jahre Dienstzeit leistete er zunächst beim 5. Regiment der chasseurs d’afrique ab. 1908 nahm er am Marokkofeldzug teil. Danach wurde er zum 2. Husarenregiment nach Gray (Haute-Saône) versetzt. Dort erhielt er seinen ersten Flugunterricht. Sein Fluglehrer war der Fliegeroffizier Louis Carlin.

Im Frühjahr 1913 war seine Militärzeit erst einmal zu Ende und Péroud machte seinen Pilotenschein. Louis Blériot, ein französicher Flugpionier, der 1909 als erster den Ärmelkanal überflogen hatte, stellte den jungen Flieger als Testpiloten ein.

1913 wurde das Jahr, in dem Adolphe Pégoud europaweit bekannt wurde: erst gelang im am 19. August 1913 als erstem Piloten der Geschichte ein Fallschirmabsprung aus einem Flugzeug und wenig später flog er eine vollständige Schleife – einen Looping. Damit war er erst der zweite Pilot nach dem russichen Militärpiloten Pjotr Nikolajewitsch Nesterow, dem dieses Kunststück gelang.

Der Looping gehörte ab diesem Zeitpunkt zu Pégouds fliegerischem Repertoire und machte aus ihm den ersten Starpiloten. 1913 tingelte das Flieger-As über die europäischen Flugplätze und zeigte im Rahmen von Flugschauen sein Können.

Wahrscheinlich war er auch in Hannover, um dort seinen Salto-mortale-Flug vorzuführen. Denn die Postkarte trägt einen Poststempel aus Hannover vom 3.11.1913 und den Text „Die besten Grüße sendet vom Flugplatz…“.

Rückseite der Postkarte
Rückseite der Postkarte

Gleich zu Beginn des Ersten Weltkrieges 1914 nahm seine Kunstflug-Karriere durch seine Einberufung zur Luftwaffe ein jähes Ende. Zunächst war er bei der Verteidigung von Paris dabei. Seine Versetzung nach Reims erfolgte im April 1915. Er errang sechs Luftsiege, für die er mehrfach ausgezeichnet wurde. Damit war Adolphe Pégoud eines der ersten sogenannten Flieger-Asse des Weltkriegs.

Leider erging es ihm aber auch nicht besser als den meisten anderen Flieger-Assen des Ersten Weltkrieges. Er wurde am 31. August 1915, gerade einmal 26 Jahre alt, in der Nähe von Petit-Crois abgeschossen und kam dabei ums Leben.

Mit diesem Artikel nehme ich an der Blogparade von Anne Burmester teil, die an jedem Monatsersten dazu aufruft, bei Ihre Aktion „Getrödelt, Gefunden, Gefreut!“ mitzumachen.