„Die Jahrhundertpostkarten sind ausverkauft!“ Diese Schreckensmeldung verbreitete sich am Silvestermorgen des Jahres 1899 vor den Dresdner Postämtern.
Das Reichspostamt hatte angeordnet, die neue Postkarte mit der Germaniamarke ab 8 Uhr zu verkaufen, rationiert auf bis zu 10 Stück je Käufer. Obwohl die Reichspost auch zusätzliche Verkaufsstellen eingerictet hatte, kam es zu einem enormen Andrang.
So auch in den Räumen des Postamtes 1 auf der Marienstraße, wo Scheiben eingedrückt wurden und Käufer sogar aus dem Fenster sprangen, denen der Rückweg aus dem Postamt durch Menschenmengen versperrt war.
12.000 Postkarten waren hier um 9 Uhr bereits verkauft. Im Dresdner Postamt 9 auf dem Neumarkt (Nähe Frauenkirche) hoben die Kaufinteressierten eine Tür aus, viele Menschen riefen um Hilfe. Und noch furchtbarer wurde es, als nach dem Ruf vom Schalter „alles vergriffen“ die Menge nach hinten schob, die Hintersten sich aber nicht vom Platz rührten, weil sie immer noch hofften, eine der begehrten Raritäten zu erwischen.
Die Dresdner Neuesten Nachrichten trösteten in ihrer Silvesterausgabe die leer ausgegangenen Kaufinteressenten: „Sie mögen sich nun mit der Hoffnung tragen, dass ihnen am 1. Januar eine solche durch den Briefträger mit einem herzlichen Glückwunsch und dem Poststempel vom 1.1.1900 ins Haus getragen werde“.
Einen solchen Hype lösen heute ja nur noch das neueste Handy oder eine Spielkonsole aus!
Die Karten, um die sich die Postkartenliebhaber damals fast geprügelt haben, kosten heute auf dem Sammlermarkt etwa 2 bis 3 Euro. Gab es eigentlich zur Jahrtausendwende eine Sonderpostkarte der Deutschen Post?
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