In Straßburg erschien im September 1605 die erste Ausgabe der „Relation aller fürnemmen und gedenckwürdigen Historien“. Heute gilt sie als die erste Zeitung überhaupt. Inhaltlich unterschied sie sich gar nicht mal so sehr von den heutigen Boulevard-Blättern: es gab Berichte über den Papst oder Piraten-Überfälle. Scheinbar interessierten sich die Menschen schon immer für Promis und Verbrechen.

Älteste erhaltene Ausgabe der "Relation"
Älteste erhaltene Ausgabe der „Relation“

Herausgeber und damit auch „Erfinder“ der „Relation“ war der deutsche Drucker, Buchbinder und Verleger Johann Carolus (1575-1634). Bis zu seinem Tod blieb er Verleger dieser ersten Zeitung, die immerhin vermutlich mindestens noch bis zum Jahr 1681 ihre Leser fand. Verleger war nach Carolus Tod dessen Sohn Moritz.

Carolus hatte schon damals ein großes Korrespondentennetz entlang der wichtigsten Post- und Handelsrouten aufgebaut. Die schickten ihm aus Kön, Rom, Venedig, Prag oder Wien jede Woche die neuesten Avisen (so nannte man damals die Nachrichten). Anfangs kopierte Carolus diese Nachrichten noch selbst per Hand und verteilte diese Manuskripte an zahlungskräftige Abonnenten. Die Leser dieses Nachrichtendeinstes waren vor allem reiche Kaufleute, die erfahren wollten, was in den Ländern passierte, mit denen sie Handel trieben.

1604 wurde es wohl Zeit, von Handarbeit auf Maschinenbetrieb überzugehen: Carolus kaufte von einem Straßburger Drucker drei Druckerpressen. Seine Druckerei betrieb er zunächst in seiner Wohnung. Hier entstand wahrscheinlich auch die erste gedruckte Ausgabe seiner „Relation“.

Aber nicht nur Kaufleute aus Straßburg gehörten zu den Lesern, sondern auch die Mönche des Klosters Salem in der Nähe des Bodensees. Dort entdeckte man die bisher älteste Ausgabe der „Relation“: sie stammt aus dem Jahr 1609. Die früheren Jahrgänge sind bis heute verschollen.

Dass es die Zeitung schon seit 1605 gab, erfuhr man erst 1987, als die Historiker Jean-Perre Kintz aus Straßburg und Martin Welke aus Mainz im Straßburger Stadtarchiv ein Sitzungsprotokoll des Stadtrates aus dem Jahr 1605 entdeckten. In diesem Protokoll wird über zwölf bereits erschienene Ausgaben berichtet und es heißt dort, dass die Zeitschrift „Woche für Woche“ erschien. Carolus hatte beim Straßburger Stadrat den Antrag auf ein Monopol für seine Zeitschrift gestellt. Dieser wurde abgelehnt, aber heute wird dieses Protokoll als „Geburtsurkunde der Zeitung“ bezeichnet.

Wer sich ausführlicher zu diesem Thema informieren möchte, dem empfehle ich die Seite der Deutschen Presseforschung Bremen.

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