2014 habe ich es tatsächlich geschafft, 181 Bücher zu lesen. Trotz aller beruflichen und privaten „Widrigkeiten“ – erstaunlich! Und gefühlt mindestens genausoviele angefangen und nicht beendet. Denn mein Leben ist einfach zu kurz für – in meinen Augen – schlechte Bücher. Heute habe ich meine Leseliste des vergangenen Jahres noch einmal durchgesehen. Einige Titel haben mich gut unterhalten, waren aber so banal, dass ich mich nicht mehr an den Inhalt erinnern kann. Einige wenige haben mich so beeindruckt, dass sie einen dauerhaften Platz in meiner privaten Bibliothek gefunden haben. Dort landen nur Bücher, die ich mit Sicherheit nochmals lesen werde. Alle anderen Bände werden weiterverkauft, verschenkt oder landen in der Altpapiertonne (Ja, ich werfe Bücher weg!).
Meine Lieblingslektüre des letzten Jahres stelle ich Ihnen hier einmal kurz vor – dabei sind natürlich berufsbedingt meist nur antiquarische bzw. ältere Titel.
Begley, Louis: Lügen in Zeiten des Krieges
“Lügen in Zeiten des Krieges” erzählt den Holocaust aus der Sicht eines jüdischen Kindes. Mit teils einfacher, manchmal aber auch sehr poetischer Sprache erzählt der polnische Junge Maciek seine Erlebnisse und Gefühle während des dritten Reichs. Insbesondere seine Schilderung des Aufstandes im Warschauer Ghetto ging mir sehr unter die Haut. Hier habe ich eine ausführliche Rezension über dieses Buch veröffentlicht.
Lachauer, Ulla: Paradiesstraße
Lebenserinnerungen der ostpreußischen Bäuerin Lena Grigoleit. Wer „Herbstmilch“ gern gelesen hat, der wird Paradiesstraße lieben. Ein eindringliches Buch über ein genügsames, schweres aber erfülltes Leben. Die Geschichte einer mutigen Frau, die allen Schicksalsschlägen zum Trotz immer lebensbejahend und eigenständig bleibt.
Wendt, Irmela und Boratynski, Antoni: Der Krieg und sein Bruder
Ein aufwühlendes „Bilderbuch“ zum Nachdenken. Die teils sehr surrealen, farbgewaltigen Bilder des polnischen Illustrators Antoni Boratynski fügen sich mit dem Text von Irmela Wendt zu einem sehr emotionalen und eindrindlichem Plädoyer gegen alle Arten von Gewalt und für einen bedingungslosen Frieden. Mehr über dieses Buch finden Sie hier.
Johnson, B.S.: Christie Malrys doppelte Buchführung
B.S. (eigentlich Bryan Stanley) Johnson liefert mit seinem – leider letzten Roman – ein exzellentes Beispiel für den doch teilweise sehr makaberen britischen Humor ab. Ein durch und durch ungewöhnliches Buch mit einem Helden, der zum Massenmörder wird, um seine doppelte Buchführung auszugleichen. Auch zu diesem Titel habe ich eine ausführlichere Besprechung veröffentlicht.
Konsalik, Heinz G.: Das unanständige Foto
Was mich dazu brachte, nach vielen, vielen Jahren wieder einmal ein Buch von Konsalik in die Hand zu nehmen, weiß ich gar nicht mehr so genau. Ich vermute aber, es lag am Fotografen-Thema. Auf jeden Fall habe ich es nicht bereut – dieser recht schmale Band ist so gar kein tapischer Konsalik sondern eine überaus gelungene Satire über die Doppelbödigkeit bürgerlicher Moral in einer russischen Kleinstadt. Wer Satiren mag und gerne schmunzelt, der sollte diesen Konsalik an einem verregneten Sonntagnachmittag lesen.
Bukowski, Charles: Nachtschicht und versoffene Tage
Charles Bukowski ist einer dieser Autoren, die sehr polarisieren: entweder man liebt oder man hasst ihn. Ich liebe ihn und dieser Sammelband mit seinen besten Erzählungen ist einfach wunderbar. Bukowskis Geschichten sind sehr stark autobiografisch und erzählen von gescheiterte und hoffnungslosen Menschen, die trotz allen Widrigkeiten des Lebens versuchen irgendwie weiterzumachen.
Rostenberg, Leona und Stern, Madeleine: Zwei Freundinnen, eine Leidenschaft
Diese Doppelbiografie der beiden Freundinnen Leona Rostenberg und Madeleine Stern hat mich ganz besonders beeindruckt und inspiriert. Nachdem sich die beiden Frauen während ihres Studium kennenlernten, arbeiteten sie ihr ganzes Leben lang zusammen als Antiquarinnen in New York. Ihre Leidenschaft für das alte Buch und ihre Erlebnisse in ihrem Antiquariat sind wunderbar zu lesen. Ein Tipp für jeden Bibliophilen.
Solschenizyn, Alexander: Ein Tag im Leben des Iwan Denissowitsch
Solschenizyns beklemmender Bericht über das Leben eines Häftlings in einem sowjetischen Gulag in Sibirien habe ich bereits mehrfach gelesen. Der russische Literaturnobelpreisträger schafft es, mit leisen Tönen und detaillierten Beschreibungen das Grauen aber auch die Hoffnung der Sträflinge zu vermitteln. Dieses Buch gefällt mir wesentlich besser als Solschenizyns Werk „Der Archipel Gulag“.
Rosendorfer, Herbert: Stephanie und das vorige Leben
Herbert Rosendorfer ist einer meiner Lieblingsschriftsteller. Ich mag besonders seine kuriosen, fantastischen Bücher, die meist vor hintergründigem Humor nur so sprühen. Beispielsweise seine „Briefe in die chinesische Vergangenheit“ oder „Die Goldenen Heiligen oder Columbus entdeckt Europa“. Ganz anders ist aber „Stephanie und das vorige Leben“ – eine düstere, verstörende Geschichte einer jungen Frau, die ungewollt eine Art Zeitreise erlebt.
Wie Ihnen vielleicht aufgefallen ist, handelt es sich bei meiner Auswahl ausschließlich um Belletristik. Ich lese aber auch sehr viele Sach- und Fachbücher. Vielleicht stelle ich Ihnen meine Favoriten aus diesen Bereich auch noch vor. Vielleicht aber auch nicht – mal schauen. 🙂