Samuel Pepys (sprich: pieps) war Staatssekretär im englischen Marineamt, Abgeordneter des Unterhauses und glücklicherweise auch Tagebuchschreiber. Er lebte von 1633-1703 (meist in London) und er war korrupt, lebenslustig, ungerecht, geizig, karrieregeil und der körperlichen Liebe sehr zugetan.

Samuel Pepys auf dem Gemälde von John Hayls von 1666
Samuel Pepys auf dem Gemälde von John Hayls von 1666

Seine Tagebücher umfassen die Zeit von 1660 bis 1669. Pepys schildert darin interessante Details aus dem Alltagsleben im England des 17. Jahrhunderts. Den großen Brand von London erlebte er hautnah mit und berichtete ausführlich darüber. Einen großen Teil seine Aufzeichnungen drehen sich jedoch um sein Alltagsleben und Vergnügungen. Pepys liebte das Theater und vernachlässigte häufig seine beruflichen Pflichten, um eine Aufführung zu besuchen.

Zwar liebte er seine Ehefrau, doch stellte er auch allen anderen weiblcihen Wesen nach: Hausangestellten, Zufallsbekanntschaften, Frauen von Bittstellern und Untergebenen. Selbst seinen Freunden setzte er Hörner auf. Oft hatte er hinterher Gewissensbisse, änderte sich aber kaum. All dies kann man nachlesen, er hat alles aufgeschrieben, was er erlebte und was in bewegte.

18. Juli 1663 – […] Ich durfte sie anfassen und tun, was ich wollte, bis auf das letzte. Ich berührte sie überall und ließ sie auch mein Ding anfassen und durfte dessen Spitze an ihre Brust und nachher auch gegen ihren Bauch drücken, wofür ich mich im nachhinein sehr schäme und entschlossen bin, es nie wieder zu tun.“

1818 wurden die insgesamt etwa 4000 Seiten umfassenden Zeitdokumente in einer Bibliothek wiederentdeckt. Doch erst 1825 gelang es, die Aufzeichnungen zu entziffern: Pepys fürchtete wohl nicht ganz zu Unrecht, dass ihm seine Aufzeichnungen erhebliche Nachteile bringen würden, wenn sie von seiner Frau oder Vorgesetzten gelesen würden. So schrieb er sie in einer Art Kurzschrift, die auch noch von einem Wort-Mischung aus Englisch, Spanisch, Lateinisch und Französisch durchsetzte war.

Kurz darauf wurde dann eine erste Ausgabe mit Auszügen veröffentlicht. Sie war ein durchschlagender Erfolg bei den englischen Lesern. Erst Ende des 19. Jahrhunderts brachte Henry Benjamin Wheatley eine Gesamtausgabe heraus, die noch heute als Standardwerk gilt.

15. August 1664 – Meine Frau in Westminster Hall abgesetzt und dann in der „Trompete“ mit Mrs. Lane getroffen. Sie erzählte mir die traurige Geschichte, daß ihr Mann, wie ich befürchtete, keinen Pfifferling wert sei und sie schwanger sein und ruiniert, wenn ich ihm keine Stelle verschaffe. Ich hatte mein Vergnügen mit ihr, und das unverschämte Weibstück verläßt sich ganz auf meinen Einsatz für ihren Mann, doch will ich nichts mehr mit ihr zu tun haben.

Meine derzeitige deutschsprachige Lieblingsausgabe ist – neben der Gesamtausgabe – die von Helmut Krausser zusammengestellte Auswahl mit dem Titel „Der erotische Pepys“. Wie der Titel verspricht, handelt es sich um einen Teil von Pepys Tagebucheinträgen, die sich hauptsächlich mit der Liebe, seinen erotischen Fantasien und Seitensprüngen beschäftigt. Ergänzt wird der Band durch Anmerkungen, die den historischen Hintergrund erhellen.

pepysIch mag den Schreibstil von Samuel Pepys: knapp, pointiert, authentisch und gut zu lesen. Wer Tagebücher mag oder sich für Geschichte interessiert, der muß Pepys Tagebücher einfach lesen.

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