Mein Antiquariat Die Bücher-Berg gibt es seit Ende 2020 leider nicht mehr. Trotzdem habe ich mich dazu entschlossen, diese kleine „Arbeitsablauf-Beschreibung“ aus nostalgischen Gründen im Netz zu lassen.
Ich hatte Euch ja hier kürzlich berichtet, dass ich eine etwas größere Bibliothek angekauft habe. Nachdem ich die nun endlich in meinem Keller-Lager verstaut habe, schätze ich den Umfang so auf etwa 8.000 Bände. Und nun muß dass investierte Geld natürlich auch wieder reinkommen, sprich die Bücher sollen möglichst schnell verkauft werden.
Da ich ja nur ein Internet-Antiquariat habe und kein Ladengeschäft betreibe, muß ich jedes einzelne Buch in meinen Online-Shop einstellen, damit es von potentiellen Käufern auch gefunden werden kann. Wie das bei mir so abläuft, werde ich Euch heute mal erzählen.
In der Regel katalogisiere ich an einem normalen Arbeitstag etwa 12 bis 20 Bücher. Das klingt nicht viel, aber warum ich häufig nicht mehr schaffe, könnt Ihr vielleicht nachvollziehen, wenn Ihr diesen Artikel bis zum Ende lest.
Nachdem ich Morgens zunächst meine E-Mails beantwortet habe und alle Bestellungen des Vortages versandfertig im Postausgangskorb liegen, fange ich mit dem Katalogisieren neuer Bücher an. Dazu gehe ich zunächst mit einer Kiste in mein Keller-Lager und packe einen Stapel Bücher ein, die ich dann mit in mein „Katalog-Lager“ nehme (der Raum befindet sich eine Etage höher im gleichen Haus).
Hier sind alle Bücher nach dem „Chaos-Prinzip“ sortiert: immer dort, wo eine Lücke im Bücherbestand entstanden ist, kommen die Neuzugänge hin. Ich suche also nach einer passenden Lücke, prüfe, ob das vorgesehene Buch (oder auch mehrere Bücher) in die Lücke passen und notiere die Lager-Nummer auf einem Zettel, der ins Buch gelegt wird. Habe ich für alle Bücher so einen Platz und eine Nummer gefunden, nehme ich die Bücher mit in mein Büro. Jetzt geht die Arbeit am Computer los.
Alle Bücher werden nun gescannt – meist der vordere Einband-Deckel. Wenn dieser keine besonderen Informationen enthält, dann scanne ich das Titelblatt. Die Bilder werden zurechtgeschnitten, verkleinert und noch nachgeschärft, bevor sie in einem besonderen Verzeichnis gespeichert werden. Dann erfolgt der Upload per FTP in das Bilderverzeichnis meines Shopsystems im Internet.
Anschließend logge ich mich in das Backend meines Shops ein und importiere die hochgeladenen Bilder und lege dabei zusätzlich jeweils zwei Kopien der Bilder in kleineren Formaten an (für die Übersichtsseite im Shop und die Voransicht).
Jetzt beginnt die wichtigste Arbeit: die Preisfindung. Der Einkaufspreis spielt dabei nur eine untergeordnete Rolle – wenn ich zu teuer eingekauft habe, dann habe ich Pech gehabt (oder einfach den möglichen Verkausfpreis schlecht eingeschätzt). Bei den Preisverhandlungen vor Ort in der Bibliothek des Verkäufers muß ich aufgrund meiner langjährigen Erfahrung abschätzen können, ob sich die Bücher überhaupt verkaufen lassen und zu welchem Preis. Da kann ich nicht erst bei jedem einzelnen Buch recherchieren, welchen Marktpreis es hat. Das muß ich aber jetzt tun, wenn ich das Buch im Internet anbieten will.
Zur Preisfindung nutze ich die Buch-Such-Maschine Eurobuch.com. Neben Autor und Titel ist das Erscheinungsjahr und der Verlag wichtig, um die richtige Auflage eines Buches zu finden. Zusätzlich ist der Erhaltungszustand wichtig. Ehemalige Bibliotheksexemplare mit entsprechenden Gebrauchsspuren sind natürlich wesentlich billiger als erstklassig erhaltene Bücher. Sind der Verlag und/oder das Erscheinungsjahr nicht im Buch vermerkt, dann recherchiere ich diese Daten zusätzlich in den Online-Katalogen der Deutschen Nationalbibliothek.
Wenn ich dann alle Daten ermittelt habe, beschreibe ich das Buch möglichst ausführlich: Autor und/oder Herausgeber, Titel, Untertitel, Verlag, Ort, Jahr, Einbandart, Erhaltungszustand des Einbandes, Schutzumschlag, Einband-Illustration, Größe des Buches (Höhe x Breite in Zentimetern), vorhandene Widmungen, Ex Libris, Signaturen, Seitenzahl, Bilder, eventuelle Beilagen.
Dabei prüfe ich das Buch auf Vollständigkeit: sind alle Seiten vorhanden, alle Bildtafeln und Beilagen? Wenn etwas fehlt, gehört das in die Beschreibung. Sonstige Beschädigungen werden natürlich auch beschrieben: Einrisse, Fehlstellen, Stockflecken, Textanstreichungen usw. Manchmal gibt es auch noch eine kurze Inhaltsbeschreibung.
Weil ich dabei sehr gewissenhaft bin und natürlich auch auf die Rechtschreibung achte, dauert allein die Beschreibung eines Buches etwa 5 bis 8 Minuten. Bei besonderen Raritäten kann dies auch eine Viertelstunde oder noch länger in Anspruch nehmen.
Sobald ich den Bücherstapel abgearbeitet habe, wird der Shop aktualisiert und die neu aufgenommen Artikel stehen in meinem Online-Antiquariat zu Verfügung. Zunächst werden die neuen Bücher in der Rubrik „Neues“ unter dem jeweiligen Aufnahmedatum angezeigt. In dieser Rubrik „Neues“ sind immer die Neueingänge der letzten 4 Tage zu finden.
Früher erfaßte Titel sortiere ich jetzt noch in ihre endgültigen Rubriken um. Dann wird der Shop nochmals aktualisiert und ich prüfe direkt im Shop, ob zu jedem Buch auch ein Bild vorhanden ist und ob es noch Tippfehler gibt. Gesamtdauer für 20 Bücher bis zu diesem Zeitpunkt: etwa 2 bis 2,5 Stunden.
Jetzt veröffentliche ich in meinen sozialen Netzwerken (facebook, Twitter, XING, google+ und Pinterest) noch einen Hinweis auf die Neuzugänge und hoffe auf zahlreiche Bestellungen!
Und wenn Sie noch Fragen zu meiner Katalogosierungsmethode habt: ich freue mich darauf!