Dieser hübsche Brauch ist leider in der heutigen Zeit etwas in Vergessenheit geraten. Und so findet man Exlibris meist in antiquarischen Büchern auf der Innenseite des vorderen Buchdeckels (dem „Spiegel“). Das Wort Exlibris stammt aus dem Lateinischen und bedeutet „aus den Büchern“ oder sinngemäß auch „aus der Bibliothek von…“.
Exlibris – Bucheignerzeichen von künstlerischem Wert
Das kleine druckgrafische Blatt verweist meist auf den ersten Eigentümer eines Buches. Das kann nicht nur eine bestimmte Person, sondern auch eine Bibliothek, ein Archiv oder eine andere Institution sein. Leider geschieht die Besitzanzeige heute oft durch einen Adress-Stempel oder einen handschriftlichen Eintrag. Im Gegensatz zu diesen „Buchverzierungen“ kann ein Exlibris den Wert eines Buches sogar steigern.
Exlibris können sehr unterschiedlich gestaltet sein: Schrift-Exlibris enthalten kaum mehr als den Namen. Meist sind die kleinen Blätter aber kunstvoller und zeigen Ornamente, kleine Bildszenen, Sprüche, religiöse Szenen oder Wappen. Sie haben oft einen direkten Bezug zum Beruf, der Herkunft oder den Anschauungen des Bucheigners. Exlibris mit erotischen Motiven und Aktszenen sind bei Sammlern besonders begehrt.
Erste Exlibris aus dem späten 15. Jahrhundert
Mit der Erfindung des Buchdrucks im späten 15. Jahrhundert tauchten auch die ersten Bucheignerzeichen auf. Erst zu dieser Zeit wurden Bücher preiswerter und konnten in größeren Auflagen hergestellt werden. So entstanden die ersten privaten Bibliotheken und der Wunsch, die eigenen Bücher zu kennzeichnen.
Die Exlibris des Kaplans Hanns (Igler) Knabensberger und des Hildebrand Brandenburg aus Biberach gelten als die ältesten. Die Entstehungszeit beider Blätter wird auf 1470 bis 1490 geschätzt. Da sich Knabensberger „Igler“ nannte, ziert sein Exlibris ein Igel.
Bekannte Künstler schufen Exlibris
Albrecht Dürer (1471-1528) schuf 1511 für seinen Freund, den Humanisten Willibald Pirckheimer (1470-1530) ein Wappen-Exlibris mit dessen Wahlspruch: „Sibi et amicis“ (Für sich und seine Freunde). Zahlreiche bedeutende Künstler schufen Exlibris, so Lovis Corinth, Hans Holbein d.J., Max Liebermann, Lucas Cranach, Ernst Barlach, Otto Dix und Max Slevogt.
Hergestellt wurden und werden Exlibris in allen alten und modernen Drucktechniken. Neben Holzschnitten finden sich Stahlstiche, Kupferstiche, Radierungen, Lithographien und bei den modernen Blättern auch digitale Druckverfahren. Natürlich sind die frühen Holz- und Stahlstiche unter Sammlern besonders begehrt.
Exlibris als Sammlerobjekt
Während man früher als Exlibris ausschließlich mühevoll aus Büchern entfernt hat, um sie in Alben zu sammeln, werden heute meist Blätter getauscht oder gekauft, die nie in einem Buch eingeklebt waren. Es werden teilweise auch Exlibris hergestellt, die als reine Sammlerobjekte gedacht sind. Ein Buchliebhaber, der seine Bücher mit einem Exlibris kennzeichnen möchte, läßt meist mehr Blättchen drucken, als er für seine Bibliothek benötigt. Die überzähligen Stücke dienen als Tauschmaterial.
Beginn einer Exlibris-Sammlung
Wer mit dem Sammeln von Exlibris beginnen will, sollte sich zunächst einmal einen Überblick über die Vielfalt der möglichen Motive verschaffen.
Dazu bietet sich ein Besuch des Gutenberg-Museums in Mainz an. Das Museum verfügt über eine sehr interessante, umfangreiche Sammlung alter und neuer Exlibris.
Natürlich kann man auch im Internet herrlich nach Exlibris stöbern und so sein bevorzugtes Sammelgebiet finden. Denn eine Spezialisierung von Anfang an ist bei der Fülle des Materials quasi Pflicht. Und in den bekannten Internet-Auktionshäusern findet man gerade als Anfänger in diesem Sammelgebiet so manches preiswerte Konvolut.
Vereinigungen für Exlibris-Sammler
Exlibris-Sammler gibt es überall auf der Welt. Es finden regelmäßige Kongresse, Ausstellungen und Tauschtreffen statt. In Deutschland sind es die Deutsche Exlibris-Gesellschaft e.V. (DEG) und die Pirckheimer-Gesellschaft e.V., die entsprechende Veranstaltungen organisieren und ihre Mitglieder mit Informationen versorgen.
In Österreich finden Sammler bei der Österreichischen Exlibris Gesellschaft (ÖEG) Gleichgesinnte und in der Schweiz beim Schweizerischen Ex Libris Club. „The List of Exlibristic Associations“ bietet eine Aufstellung aller internationalen Vereinigungen von Exlibris-Sammlern.
Buch-Tipps:
* Das ist ein Affiliate-Link zu Amazon. Wenn Sie darüber etwas kaufen, erhalte ich eine kleine Provision, Sie bezahlen aber keinen Cent mehr.