Ruft mich doch eben ein Kunde an. Ohne Gruß – nicht einmal ich kann mein „Guten Morgen“ zu Ende sprechen – poltert er los: „Ich habe gerade das Buch gekriegt, das ich bei Ihnen bestellt habe. Und da liegt eine Rechnung bei. Was soll das? Ich habe doch schon bezahlt! Gleich bei der Bestellung, mit PayPal! Haben Sie Ihre Buchführung nicht im Griff? Oder was soll das? Ich finde das eine Unverschämtheit. Sie wollen wohl doppelt kassieren, oder was?“

Antiquarisches Büro - aber nicht meins! - Foto: © Martina Berg
Antiquarisches Büro – aber nicht meins! – Foto: © Martina Berg

Jetzt endlich macht er eine kurze Sprechpause und ich nutze die, um den Kunden erstmal nach seinem Namen zu fragen und dann meine Begrüßung nachhole: „Guten Morgen, Herr Mustermann! Um welches Buch handelt es sich denn?“ Kunde, schon etwas ruhiger, nennt mir den Titel. Nach langen Jahren als Antiquarin reagiere ich auf solch wütende Anrufer immer mit besonders ausgesuchter Höflichkeit und Ruhe. Meist übeträgt sich das auch auf den Kunden.

„Gefällt Ihnen denn das Buch? Sind Sie mit der Qualität zufrieden?“
„Ähhh, ja… aber…“.
„Das freut mich. Haben Sie die Rechnung gerade da?“
„Ja, natürlich“.
„Würden Sie mal genau drauf schauen? Dort steht doch (übrigens extra dick und fett!)  Den Betrag habe ich dankend erhalten!, oder?“
„Äh, ja… aber warum schicken Sie mir dann noch eine Rechnung? Ist doch wirklich überflüssig!“

Sprachs und legte wieder grußlos auf.

Und jetzt ärgere ich mich kopfschüttelnd etwa 30 Sekunden (mehr ist sowas wirklich nicht wert) über diesen unhöflichen Zeitgenossen, schreibe diesen kurzen Blogbeitrag, hake die Sache ab  und mache jetzt mit dem Katalogisieren einiger Neueingänge weiter!