Foto: https://www.flickr.com/photos/cwkarl/27361790232

Das Leben selbst erzählt uns immer noch die besten Geschichten, voller Wahrheit und Menschlichkeit. Dabei müssen Promis nicht unbedingt mehr erlebt haben als Normalbürger, ihre Biographien interessieren uns eher aus einem anderen Grund: Die VIPs aus Sport und Kultur erscheinen uns wie alte Bekannte, über die wir schon einiges wissen, die aber trotzdem noch Überraschungen zu bieten haben.

Niki Lauda: von außen nach innen (Hartmut Lehbrink)

Sein Gesicht ist vom Leben gezeichnet, er hat die Hölle hinter sich und rappelte sich daraus erstaunlich schnell wieder auf. 1976 schien nicht nur seine Karriere als erfolgreicher Formel-1-Rennfahrer beendet, sondern auch sein Leben. Doch Niki Lauda überlebte seinen schweren Unfall auf dem Nürburgring mit Brandverletzungen und einer verätzten Lunge, er saß bereits 42 Tage später wieder hinter dem Lenkrad eines Formel-1-Ferraris. 1985 brachte er bereits eine Autobiographie unter dem Titel »Meine Story« heraus, doch seither hat sich noch einiges getan. Darum berichten in der 2014 erschienen Biographie 40 seiner Weggefährten, wie sie diesen erstaunlichen Mann erlebt haben, der vom Rennfahrer zum Luftfahrtunternehmer avancierte und im Jahr 1991 einen weiteren extremen Tiefschlag erlebte: den Absturz eines seiner Flugzeuge.

Foto: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/5/59/Anefo_928-0040%2C_Niki_Lauda%2C_Zandvoort%2C_20-06-1975.jpg

One of a Kind: The Rise and Fall of Stuey ›The Kid‹ Ungar (Nolan Dalla, Peter Alson)

Stuart Errol Ungar mag zwar nicht jedem bekannt sein, doch seine Lebensgeschichte ist so aufwühlend, dass es sich lohnt, einen Blick in diese ungewöhnliche, englischsprachige Biographie zu werfen. Als Sohn eines illegalen Buchmachers kam »Stuey« von Kindesbeinen an in Kontakt mit der Welt der Zocker, und dass in ihm nicht nur ein Gin-Rommé-, sondern auch ein Pokergenie schlummerte, wurde sehr schnell klar. Mit 14 Jahren fand er schon kaum mehr einen würdigen Rommé-Gegner und gewann im Alter von 26 Jahren ohne viel Federlesen die inoffizielle Pokerweltmeisterschaft World Series of Poker (WSOP). Insgesamt soll der Mann mit dem fotografischen Gedächtnis etwa 30 Millionen Dollar bei Texas Hold’Em, der populärsten Variante des Klassikers, sowie weiteren Varianten gewonnen haben. Leider gab er jedoch ebenso viel Geld wieder für Sportwetten und Drogen aus. Letztlich starb er an einem Herzinfarkt.

Robert Enke: Ein allzu kurzes Leben (Ronald Reng)

Der Weltklassetorwart Robert Enke sagte einst zu seinem Freund Ronald Reng: »Irgendwann müssen wir mein Leben mal aufschreiben«. Aus dem »Wir« wurde leider ein »Du«, denn Enke nahm sich 2009 an einem Bahnübergang das Leben. Das Ausnahmetalent litt an Depressionen und konnte den Tod seiner zweijährigen Tochter nicht verwinden, die drei Jahre zuvor an einem Herzfehler starb. Noch kurz vor seinem Suizid adoptierte Enke gemeinsam mit seiner Frau ein kleines Mädchen, ein Zeichen für seinen doch vorhandenen Lebenswillen. 2006 und 2009 wählten die Bundesligaspieler ihn zum Kicker-Torhüter des Jahres, von 2007 bis 2009 fungierte er als Mannschaftskapitän bei Hannover 96. Ein schnelles, starkes und viel zu kurzes Leben, das zahlreiche Menschen weltweit berührte.

Foto: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/8/8e/Enke_Robert_Stra%C3%9Fenschild_Hannover.jpg

Open: Das Selbstportrait (Andre Agassi)

Ein 17-jähriger Superstar in Blue-Jeans-Shorts auf dem Centre Court: André Agassis Karriere nahm einen glänzenden Anfang, zumindest rein oberflächlich betrachtet. Doch hinter den Kulissen sah es für das junge Tennis-Ass überhaupt nicht rosig aus. Der gewalttätige Vater zwang ihn auf den Platz, der Junge selbst konnte dem Tennissport überhaupt nichts abgewinnen. Verletzungen wurden mit schmerzhaften Cortison-Spritzen kuriert und schließlich kamen sogar harte Drogen wie Speed und Crystal Meth ins Spiel. Die kurze und unglückliche Ehe mit der Schauspielerin Brooke Shields wurde zum Fraß für die Presse, doch dann kam die Liebe seines Lebens ins Spiel, Steffi Graf, die bis heute fest an Agassis Seite steht. Heute tritt der ehemalige Supersportler als Förderer für benachteiligte Kinder auf und führt ein glückliches Familienleben. Welch eine Wende! Als Co-Autor konnte André Agassi den Pulitzer-Preisträger J.R. Moehringer gewinnen, der sichtlich zur hohen inhaltlichen Qualität beitrug.

Und die Moral von der Geschichte? Spitzensportler sind auch nur Menschen, würde ich sagen. Trotz aller Höhenflüge und Erfolge landen sie doch immer wieder auf dem Boden der Realität oder sind von dort niemals abgehoben: Vielleicht ziehen uns Biographien dieser Art gerade deshalb so sehr in den Bann.

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