Brehms Tierleben ist ein Werk, dass auch heute noch sehr bekannt ist. Begründet wurde das populäre zoologische Nachschlagewerk durch den Sachbuchautor Alfred Edmund Brehm (1829-1884). Ursprünglich schrieb er Aufsätze über zoologische Themen für populärwissenschaftliche Zeitschriften. Die waren derart erfolgreich, dass das Bibliographische Institut mit Brehm einen Vertrag über eine zehnbändige zoologische Enzyklopädie abschloß.
Zwischen 1863 und 1869 erschienen dann unter dem Titel „Illustriertes Thierleben“ die ersten sechs Bände. Schon ab 1876 bis 1979 gab es einen zweite Auflage, jetzt bereits als „Brehms Thierleben“. Von den zehn Bänden dieser Auflage stammen die sechs Bände über die Wirbeltiere und ein weiterer Band.
Die Illustrationen der zweiten Auflage stammten von dem Entomologen Eduard Oscar Schmidt (1823-1886) und von Gustav Mützel (1839-1893). Deren Bilder trugen ganz erheblich zu dem großen Erfolg von Brehms Tierleben bei. Charles Darwin befand die Illustrationen als die besten, die er je in einem Buch gesehen habe. Das Werk machte den Autor weltweit bekannt und ist uns bis heute ein Begriff.
Eduard Pechuel-Loesche (1840-1913) war der Herausgeber der dritten Auflage, die von 1890 bis 1893 erfolgte. Diese Ausgabe gilt als der letzte „echte“ Brehm, obwohl die Texte bereits von mehreren Wissenschaftlern bearbeitet worden waren. Das Bibliographische Institut Leipzig sorgte für die Übersetzung in mehrere Sprachen.
Außer diesen sogenannten „Großen Ausgaben“ gab es auch schon ab 1868 weniger umfangreiche Volks- und Schulausgaben sowie Tafelwerke, deren hauptsächlicher Inhalt die wirklich wunderbaren Illustrationen waren. Weitere Auflagen gab es auch anfangs des 20. Jahrhunderts. Jetzt wurden auch mehr Farbtafeln beigefügt. Die Ausgaben wurden oft mehrfach nachgedruckt und in verschiedenen Ausstattungen auf den Markt gebracht. Es gab und gibt noch heute antiquarisch großformatige Halblederbände und Leinenbände mit Rückenvignetten und Goldprägung.
Der Herausgeber der 4. Auflage war Otto zur Strassen (1869-1961). Sie erschien von 1811 bis 1918 im Bibliographischen Institut und umfaßte 13 Bände. Auch diese Ausgabe wurde bis Ende der 1920er Jahre mehrfach nachgedruckt. Der Text dieser Auflage war wissenschaftlich stark überarbeitet, die zoologischen Fakten den zeitgenössischen Erkenntnissen angepaßt. Dabei ging die von Brehm stark gefühlsbetonte, manchmal wenig wissenschaftliche Ausdrucksweise (leider) fast völlig verloren.
Auch während des Zweiten Weltkrieges kam Brehms Tierleben als gekürzte Schul- und Volksausgabe neu auf den Markt. Neben einer Auflage in vier Bänden, die 1942 von Walter Rammner überarbeitet wurde, erschien auch eine mehrbändige Feldpostausgabe, von der aber 1945 nur der erste Band erschien. In der Nachkriegszeit kamen viele, meist einbändige Zusammenfassungen mit den populärsten Tieren und Originalzeichnungen heraus.
Eine in meinem Augen besonders gelungene Ausgabe trägt den Titel „Brehm’s Kuriose Tierwelt“ und enthält eine Auswahl „ergötzlicher und seltsamer Lesefrüchte aus Alfred Brehms Tierleben“ und stammt aus dem Jahr 1960. Dieses Büchlein ist nicht mit Originalillustrationen bebildert sondern enthält 20 witzige Zeichnungen von Ernst Hürlimann.
1953 veröffentlichte der Germany Standard Verlag eine Neuausgabe in zwölf Bänden mit 55 Farbdrucktafeln und etwa 360 Zeichnungen. Als Herausgeber dieser Auflage zeichnete Adolf Meyer-Abich verantwortlich, Grundlage war die zweite und damit letzte Originalausgabe.
Theo Jahn veröffentlichte 1981 für den Prisma-Verlag aus Gütersloh die großformatige Ausgabe „Brehms Neue Tierenzyklopädie in zwölf Bänden“ mit 5000 Farbfotos. Auch hier wurde auf dei Texte der zweiten Auflage zurückgegriffen. Dies ist die bis heute letzte „große Ausgabe“. Roger Willemsen brachte 2006 zusammen mit dem Illustrator Klaus Ensikat einen kleinen Auswahlband heraus.
Auf Wikipedia gibt es hier eine Liste der Ausgaben von Brehms Tierleben 1863-1963.
Antiquarisch ist die erste Auflage die wertvollste, sofern man überhaupt einmal eine komplette, gut erhaltene Ausgabe angeboten bekommt. Einzelbände tauchen schon häufiger einmal auf. Oft wurden die Illustrationen aus den Büchern entfernt und getrennt verkauft. Eine Praxis, die leider auch heute noch vorkommt.
Die zweite und dritte Auflage ist ebenfalls nicht so häufig und gesucht. Ab der vierten Auflage waren die Auflagen immer recht hoch und viele Bände haben die Zeit überdauert. Die Preise sind hier meist sehr moderat. Auch die Volks- und Schulausgaben kann man heute recht günstig kaufen.
Ich selbst besitze die dritte Auflage in einem hervorragenden Zustand sowie eine schöne, 18-bändige Ausgabe des Gutenberg-Verlages von 1929. Einige Volksausgaben und Auswahlbände komplettieren meine kleine Sammlung.
Auf meinem Blog „Kuriose Tierwelt“ habe ich vor einigen Tagen einen Text über den Waschbären veröffentlicht, der aus Brehms Tierleben stammt. Weitere ausgewählte Kapitel werden dort noch folgen.