Rulaman ist ein 14-jähriger Junge vom Volk der Aimat. Vermutlich ist er der früheste jugendliche Romanheld der Geschichte. Denn sein Volk lebte zu einer Zeit, als noch Mammuts und Säbelzahntiger durch die schwäbische Alb streiften. In der Gegend rund um Bad Urach war er zu Hause. Denn dort gab und gibt es auch noch heute zahlreiche Höhlen, die ihm und seiner Sippe Schutz boten.
David Friedrich Weinland schrieb die Abenteuer von Rulaman im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts nieder. Der Natuwissenschaftler, Zoologe und Schriftsteller unternahm mit seinen Söhnen weite Wanderungen über die Schwäbische Alb und erzählte ihnen dabei selbsterdachte Abenteuergeschichten. Daraus entstand dann später der Jugendroman „Rulaman“, der erstmals 1878 im Spamer Verlag erschien.
Das Buch wurde sofort ein großer Erfolg und ist bis heute fast so etwas wie das schwäbische Nationalepos. Früher, so ist es überliefert, haben alle Bauern auf der Schwäbischen Alb neben der Bibel immer noch mindestens ein zweites Buch besessen. Und das war Weinlands „Rulaman“. Der erste deutsche Bundespräsident, Theodor Heuss, verglich den Rulaman mit Robinson Crusoe. Während Robinson seine Abenteuer auf einer einsamen Insel erlebte, mußte sich Rulaman in den schwäbischen Wäldern, Schluchten und Höhlen der Eiszeit behaupten.
Einige Jahre vor dem Erscheinen des Buches hatte man im Neandertal das berühmte Skelett eines frühen Menschen entdeckt. Das faszinierte viele Menschen und es entstand eine regelrechte Begeisterung für die Ur- und Frühgeschichte des Menschen. Weiland ergänzte die fiktiven Abenteuer seinen Steinzeithelden um einige wissenschaftlich-didaktische Fakten. Das vieles davon seit damals wissenschaftlich widerlegt ist, hat der Beliebheit des Romans aber nicht geschadet.
Gerade im Südwesten Deutschland werden die Abenteuer des Häuptlingsohnes noch immer sehr gern gelesen. Seite 1878 sind zahllose Neuauflagen erschienen. Natürlich gibt es den Rulaman auch ganz zeitgemäß als eBook. Für mich ist die Erstausgabe mit den vielen fantasievollen Holzschnitten nach wie vor die schönste. Sie ist heute sehr selten, vermutlich liegt das daran, dass sich kaum jemand von diesem Buch trennt.
Wer will, kann die Schauplätze des Buches noch heute besuchen, indem man über die Alb streift: zur Schillerhöhle, Nebelhöhle, Falkensteiner Höhle, zu Hohenneuffen und dem Blautopf bis hinab zu den Pfahlbauten am Bodensee.
Weiterführende Links:
- Vollständiger Text (mit – leider schlechten – Scans der Holzschnitte)
- Jugendprojekt Rulaman-Hörspiel