In letzter Zeit häufen sich bei mir Angebote von Privatleuten, die mir ihre alten Möbel, Teppiche und Omas Kaffeegeschirr verkaufen wollen. Wenn ich dann höflich aber bestimmt ablehne, heißt es „Aber wieso denn? Sie handeln doch mit Antiquitäten!“. Scheinbar ist die Kenntnis, was ein Antiquariat ist und womit die dort tätige Antiquarin ihre Brötchen verdient nicht so weit verbreitet, wie wir Antiquare uns das wünschen. Darum heute mal der Versuch einer Definition.

Foto: © Martina Berg
Foto: © Martina Berg

Der Duden definiert den Begriff Antiquariat kurz und schmerzlos als „Altbuchhandel“. Trifft sicherlich zu, aber ein wenig ausführlicher möchte ich dann doch werden.

Der Antiquariatsbuchhandel (Kurzform: Antiquariat) ist ein Zweig des Bucheinzelhandels, der sich mit dem An- und Verkauf nicht preisgebundener Bücher, Zeitschriften, Autographen, Manuskripte, Urkunden, Zeitschriften, Noten, grafischen Blättern und ähnlichem beschäftigt. Handelsgegenstand ist also nahezu alles Alte aus Papier aus zweiter Hand.

Traditionsgemäß unterscheidet man Antiquariate nach ihren hauptsächlichen Spezialgebieten zwischen allgemeinen, wissenschaftlichen und bibliophilen Antiquariaten. Nach Vertriebsweg kann man von Ladenantiquariaten, Versandantiquariaten und Auktionshäusern sprechen. Dabei sind die Grenzen immer fliessend: ein Ladenantiquariat bietet heute seine Bestände meist auch im Internet an und verschickt die Bücher dann natürlich auch.

Oft pflegt der Antiquar mindestens eins, oft aber auch mehrere Spezialgebiete. Bei mir sind dies historische Rechnungen und Briefköpfe sowie Lippiaca (Bücher und Dokumente aus und über das frühere Fürstentum Lippe und den heutigen Landkreis Lippe in Nordrhein-Westfalen).

Seine Handelsware bezieht der Antiquar meist von Privatpersonen oder von Bibliotheken, die ihre Dubletten verkaufen. Bei mir sind es oft Nachlässe, die meine Lagerbestände erhöhen. Allerdings lohnen sich von zehn Angeboten für mich meist nur ein bis zwei. Viele Erben sehen die vollen Bücherregale und haben schon Eurozeichen in den Augen. Wenn ich dann zur Besichtigung komme und verkünden muß, dass die Bertelsmann-Buchsammlung am besten in der Altpapiertonne aufgehoben ist, ist die Empörung und Enttäuschung meist groß.

Es macht einfach keinen Sinn, das sechhundertfünfundvierzigste Exemplar eines Simmel-Romans zu katalogisieren und im Internet anzubieten. Dort gibt es den Titel oft für sagenhafte 0,01 Euro zu kaufen. Diese Buchhalden muß ich nicht auch noch erhöhen.

Ein Blick in einen meiner Lager-Räume - Chaos-Prinzip
Ein Blick in einen meiner Lager-Räume – Chaos-Prinzip

„Aber das Buch ist doch schon uralt, das muß doch wertvoll sein!“ ist auch eine Aussage, die ich immer wieder höre. Uralt heißt dann oft aus den 1950er Jahren. Nein, das ist NICHT uralt. Und außerdem ist das Alter allein kein Maßstab für den Wert eines Buches. Eine hundert Jahre alte Bibel ist in der Regel keine Rarität, da früher die Bibel in jeden Haushalt gehörte. Ich habe hier einen Artikel veröffentlicht, der 10 Kriterien für den Wert eines gebrauchten Buches auflistet.

Es gibt aber auch Bibliotheken, bei denen ich leuchtende Augen bekomme. Solch eine Büchersammlung konnte ich im vergangenen Jahr von einem lippischen Heimatsammler übernehmen. Wunderbare Bücher aus und über Lippe sowie eine Grabbe-Spezialsammlung. Da machte das Katalogisieren besonders Freude. Auch meinen Kunden gefielen diese Bücher, denn die meisten sind bereits wieder verkauft.

Foto: © Thomas Sztanek – Fotolia.com
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Übrigens wird ein seriöser Antiquar immer faire Preise für ihm angebotene Ware zahlen. Denn auf Dauer spricht es sich herum, wenn er seine „Lieferanten“ über den Tisch zieht. Und dann bekommt er bald gar keine Offerten mehr. Bedenken Sie als Verkäufer an einen Antiquar bitte auch, dass dieser von seiner Handelsspanne zwischen An- und Verkauf nicht nur seine Kosten decken, sondern auch seinen Lebensunterhalt bestreiten muß. Zu den Geschäftskosten gehören neben dem Wareneinkauf beispielsweise Ladenmiete, Lagerhaltungskosten, EDV-Kosten, Internet-Kosten, Versicherungen, Steuern (Mehrwertsteuer, Einkommensteuer, Gewerbesteuer), Strom, Wasser, Löhne, Büromaterial und Porto. Einige Argumente, warum Sie bei einem Antiquar im Falle eines Buchverkaufs gut aufgehoben sind, finden Sie hier.

Ich suche immer Bücher und Dokumente sowie Grafiken aus meinen Spezialgebieten Lippiaca und Rechnungen. Falls Sie dazu etwas abzugeben haben, dann schreiben Sie mir eine E-Mail an mb@martinaberg.com. Ich antworte Ihnen umgehend.