Schon seit Wochen bin ich eifrig damit beschäftigt, meine noch unkatalogisierten Buchbestände durchzusehen und rigoros auszumisten. Ich habe schon kistenweise Bücher verschenkt und hunderte von weiteren Bänden warten auf  einen Platz im Altpapier.

Foto: © Martina Berg
Bücherlager – Foto: © Martina Berg

Manchmal komme ich aber nicht so wirklich vorwärts. Woran das liegt, hat Eugen Roth in seinem wunderbaren Gedicht „Bücher“ herrlich auf den Punkt gebracht:

Ein Mensch, von Büchern hart bedrängt,
An die er lang sein Herz gehängt,
Beschließt voll Tatkraft, sich zu wehren,
Eh sie kaninchenhaft sich mehren.
Sogleich, aufs äußerste ergrimmt,
Er ganze Reihn von Schmökern nimmt
Und wirft sie wüst auf einen Haufen,
Sie unbarmherzig zu verkaufen.
Der Haufen liegt, so wie er lag,
Am ersten, zweiten, dritten Tag.
Der Mensch beäugt ihn ungerührt
Und ist dann plötzlich doch verführt,
Noch einmal hinzusehn genauer –
Sieh da, der schöne Schopenhauer…
Und schlägt ihn auf und liest und liest,
Und merkt nicht, wie die Zeit verfließt…
Beschämt hat er nach Mitternacht
Ihn auf den alten Platz gebracht.
Dorthin stellt er auch eigenhändig
Den Herder, achtundzwanzigbändig.
E.T.A. Hoffmanns Neu-Entdeckung
Schützt diesen auch vor Zwangs-Vollstreckung.
Kurzum, ein Schmöker nach dem andern
Darf wieder auf die Bretter wandern.
Der Mensch, der so mit halben Taten
Beinah schon hätt den Geist verraten,
Ist nun getröstet und erheitert,
Daß die Entrümpelung gescheitert.

„Bücher“ von Eugen Roth