Eine Postkarte mit einem Foto des abgeschossenen Luftschiffes „Alsace“ aus dem Kriegsjahr 1915 hat meine Neugierde geweckt. Wozu wurden Luftschiffe im I. Weltkrieg eingesetzt? Waren sie erfolgreich und konnten sie den Krieg entscheidend beeinflussen? Also machte ich mich auf in die Tiefen des Internets, um darüber etwas zu erfahren. Und meine Erkenntnisse möchte ich Ihnen nicht vorenthalten.
Zunächst zeige ich Ihnen aber die Postkarte des Luftschiffwracks:
Die motorisierte Luftfahrt mit Flugzeugen steckte zu Beginn des Ersten Weltkrieges noch in den Kinderschuhen und so verwendete das französische Heer Luftschiffe als Aufklärer und schwere Bomber. Das Luftschiff „Alsace“ entstand zusammen mit der „Pilâtre de Rozier II“ im Frühjahr 1915 aus dem großen Luftkreuzer „Pilâtre de Rozier“, der sich im praktischen Einsatz als zu groß und unhandlich erwies. Also machte man kurzerhand aus einem großen Luftschiff zwei kleinere.
Die beiden neuen Schiff waren je 90 m lang und hatten ein Gasvolumen von 14.000 Kubimetern. Zwei 250-PS-Motoren sorgten für einen Maximalgeschwindigkeit von etwa 60 km/h.
Ab dem Herbst 1915 unterstützte die neue „Alsace“ die französischen Truppen in der Herbstschlacht in der Champagne. Dabei bombardierte das Luftschiff hauptsächlich einige Bahnhöfe und Bahnknotenpunkte. Zwar wurde es dabei beschossen und auch von einigen Granatsplittern getroffen, kehrte aber doch sicher zu seiner Basis zurück.
Dieser ersten, als Erfolg gewerteten Fahrt folgten nur noch drei weitere. Bereits auf ihrer vierten Fahrt wurde die „Alsace“ von deutschen Ballonabwehrkananonen (BAK) abgeschossen. Der Begriff Flugabwehrkanonen (Flak) für diese neuartigen Waffe setzte sich erst 1916 als offizielle Bezeichnung durch.
Am 2. Oktober 1915 hob die „Alsace“ zur Unterstützung der französischen Offensive zu einem Nachteinsatz ab. Dabei geriet das Luftschiff zwischen das Feuer zweier deutscher Kraftwagengeschütze. Gegen 22.30 Uhr wurde die „Alsace“ in der Nähe von Rethel in sehr niedriger Höhe gesichtet. Drei Besatzungsmitglieder sprangen ab, um das Luftschiff leichter zu machen. Die Männer wurden direkt nach ihrem Sprung von den deutschen Truppen gefangengenommen. Leutnant Maurice Cohen hatte sich das Rückgrat gebrochen und konnte von den deutschen Ärzten nicht mehr gerettet werden.
Kurz danach fiel die „Alsace“ zwei Kilometer westsüdwestlich von Perthes-le-Châlet, etwa 200 Meter südlich der Straße von Tagnon nach Terthes in ein kleines Wäldchen. Die restlichen fünf Besatzungsmitglieder sprangen unverletzt aus der Gondel und irrten die ganze Nacht umher. Morgens um 7.30 Uhr am 3. Oktober 1915 waren aber alle in Gefangenschaft der Deutschen geraten.
Die „Alsace“ war das erste aber nicht das letzte Luftschiff, das der deutschen Luftabwehr zum Opfer fiel. Drei weitere Luftschiffe erlebten das Ende des Krieges nicht mehr. Weder die Luftschiffe der Franzoschen noch die auf deutscher Seite eingesetzten konnten den Kriegsverlauf beeinflussen.
Außer der hier gezeigten Ansichtskarte gibt es noch etliche weitere, die das abgestürzte Luftschiff zeigen. Es sieht ja auch recht spektakulär aus, wie es in den Himmel ragt, oder? Und in den ersten beiden Jahren des Weltkrieges wurde fast jeder Kriegserfolg besonders gern auf Postkarten vermarktet. Viele dieser Karten fanden dann als Feldpost den Weg von der Front in die Heimat. Gerade Original-Fotografien aus dem Kriegsgeschehen auf Postkarten und alle Karten mit Zeppelin- oder Luftschiffabbildungen werden heute noch gern gesammelt. Entsprechend teuer sind solche Karten. Die hier gezeigt gibt es je nach Erhaltungszustand für etwa 15 bis 25 Euro.
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