Heute war ich unterwegs zu einem kleinen Dorf in der Nähe von Nieheim – „klein“ ist dabei wahrscheinlich noch etwas geprahlt, „winzig“ trifft es schon eher. Mein Großvater sagte zu solchen Orten immer „vier Häuser, drei Spitzbuben und ein Polizist“. Paßt heute aber auch nicht mehr, denn in welcher Stadt unter 50.000 Einwohnern gibt es noch eine Polizeiwache?

Doch ich schweife ab – das Dörfchen besteht auf einigen Bauernhäusern, die sich um eine recht stattliche Kirche scharren. Es gibt keine Straßennamen sondern nur Hausnummern. Und scheinbar wurden die Hausnummern chronologisch nach dem Baudatum der Häuser vergeben. Neben der Nummer 7 stand die Nummer 35. Rechts davon die Nummer 23 und gegenüber die 14. Hier war mein Navi völlig überfordert, aber zum Glück gab es auf den Straßen tatsächlich echte Menschen, die ich nach dem Weg zum richtigen Haus fragen konnte.

Meine Zieladresse entpuppte sich als altes Fachwerkhaus mit großem Eingangstor und riesiger Deele. Etwas renovierungsbedürftig aber vielleicht gerade deshalb mit besonderem Charme. Es roch so richtig herrlich nach altem Bauernhaus – Rauch, Holz und längst verwehter Viehgestank. Eine Türklingel gab es nicht – nur einen lange Schnur mit einem dicken Knoten am Ende. Ein Zug daran sorgte für blecherndes Glockengeläut.

Wer nun erwartet, dass mir eine alte Bauerfrau in Kittelschürze und Kopftuch die Tür geöffnet hat, den muß ich enttäuschen. Ein junger, gutaussehender Mann bat mich herein und zeigte mir gleich einige Kisten mit alten Büchern, die er mir vor einigen Tagen telefonisch angeboten hatte. Die erste Kiste enthielt hauptsächlich alte Schulbücher, die allerdings meist sehr schlecht erhalten waren. Diese Bücher waren nur noch etwas für die Altpapiersammlung – obwohl alt, schlicht unverkäuflich.


Karton zwei sah schon vielversprechender aus – theologische Literatur, eine illustrierte Volksbibel, biblische Geschichten, Gesangsbücher und klassische Literatur. Erhaltungszustand von sehr gut bis zufriedenstellend, Alter so um die 100 bis 120 Jahre. Gekauft!

Karton drei und vier enthielten meist neuere Sachbücher aus den 1950er Jahren aus den Themengebieten Rundfunk- und Fernsehtechnik sowie Belletristik aus dem Anfang des 20. Jahrhunderts mit teilweise sehr schönen Jugendstileinbänden. Die Kisten habe ich auch ins Auto gepackt. Über den Preis wurden wir recht schnell einig und die Kiste Nummer eins habe ich dann auch noch mitgenommen, um die Bücher zu entsorgen.

Es war also mal wieder eine recht interessante und auch lohnende Einkaufstour – die Bücher werde ich in den nächsten Tagen nach und nach katalogisieren. Ihr findet sie also schon bald in meinem Online-Antiquariat. Einfach öfter mal vorbeischauen und in der Rubrik Neues stöbern (leider gibt es mein Antiquariat nicht mehr).