Es hat schon seinen Grund, warum ich auf meiner Internet-Seite „Die Bücher-Berg“ ausdrücklich darauf hinweise, dass ich KEIN Ladengeschäft betreibe. Mein Lagerbestand ist nach dem Chaos-Prinzip organisiert. Das heißt, neu katalogisierte Bücher werden immer dort einsortiert, wo gerade Platz ist.
Also keine der in Buchhandlungen üblichen Sortierungen nach Sachgebiet, Autor oder anderen Kriterien. Sondern einfach nach Artikel-Nummern. Verwaltet wird das Ganze natürlich mittels Computer – ohne Nummer finde ich kein Buch wieder. Auch ein falsch einsortiertes ist erstmal im Nirwana verschwunden und taucht nur durch Zufall wieder auf. 😉
Darum macht es auch wirklich keinen Sinn, wenn ein potentieller Kunde einfach mal vorbeikommt, um zu stöbern. Geht nicht und will ich auch nicht.
Trotzdem kommt es hin und wieder vor, das unangemeldet jemand vor der Tür steht und „mal eben“ ein Buch kaufen möchte. Kein Problem, wenn derjenige zuvor in meinem Internet-Antiquariat fündig wurde und die Artikel-Nummer weiß. Ich suche das Buch raus, kassiere den Preis und der Kunde zieht glücklich wieder von dannen.
Gestern war es wieder einmal soweit: ich komme gerade von einem sehr anstrengenden Arzttermin zurück, habe meine Jacke noch nicht ausgezogen, da klingelt es an meiner Haustür. Etwas genervt öffne ich, da strahlt mich ein älterer Herr an, stellt sich höflich mit Namen vor und fragt, ob er hier richtig beim Antiquariat Martina Berg ist. Ja, ist er, steht ja schließlich groß genug auf meinem Klingelschild.
Er wohnt in der Nähe und würde gern für seine Frau ein Buch kaufen. Okay, sage ich, haben Sie die Artikelnummer? Artikelnummer? fragt er erstaunt zurück, meine Frau hat gesagt es ist ein Buch mit einem rot-gelben Umschlag und schwarzer Schrift. Können Sie nicht mal schauen, ob Sie das noch haben?
Ich habe derzeit etwa 20.000 Bücher im Bestand, die wie gesagt nach Artikelnummern sortiert sind. Zwar habe ich ein recht gutes Gedächtnis und auch jedes meiner Bücher schon mehrfach in der Hand gehabt, aber damit war ich dann doch überfordert. Mein Besucher durfte einen Blick in einen meiner Lagerräume werfen und war dann doch überzeugt, dass es nichts nützt, wenn er „mal eben schaut, ob er es findet“.
Übrigens hatte die Tochter einer Freundin seiner Frau das Buch im Internet auf meiner Homepage gefunden, aber leider weder Titel noch Autor oder Verlag geschweige denn Artikelnummer notiert. Jetzt begann der eigentlich recht nette Mann einen Telefonmarathon, den er freundlicherweise aber in seinem Auto startete, damit ich mich jetzt der Zubereitung des Mittagessens widmen konnte.
Etwa 30 Minuten später klingelte es erneut, er erzählte von Telefonaten mit seiner Frau, die dann ihrerseits wieder ihre Freundin und die Freundin dann ihre Tochter angerufen hat. Und natürlich das ganze dann nochmals zurück zu ihm. Aber er hatte eine Artikelnummer, die tatsächlich auch stimmte. Innerhalb von 10 Sekunden konnte ich ihm ein kleines Heftchen mit Haushaltstipps in die Hand drücken und den Preis dafür kassieren: 1,50 Euro!
Was manche Männer doch so alles für ihre Frauen tun – bemerkenswert, oder? Und ich für meine Kunden!
Übrigens ist mir dann während dieser Zeit auch noch mein Essen angebrannt! Grrrrr…. 🙁